Pranthof


Neben der weithin sichtbaren Pfarrkirche zur heiligen Margareta liegt der Rest des Schlosses Pranthof. Der älteste an dieser Stelle befindliche Herrenhof entstand gegen Ende des 11. Jahrhunderts und gehörte den Herren von Grie. Unter Grie verstand man damals im weiteren Sinn das Gebiet zwischen Donau, Gföhler Wald und Jauerling. Im engeren Sinn galt Grie vermutlich als Synonym für Niederranna bzw. für den Brandhof.
Marktgraf Leopold III. der Heilige brachte den Besitz an sich und übergab ihn seiner Schwester Gerbirg, der Gattin des vertriebenen Böhmenkönigs Boriwoy, die sich während der Verbannung ihres Mannes in den Burgen zu Grie und Oberranna aufhielt. Nach dem Tod ihres Gemahls 1124 trat Gerbirg in das Nonnenkloster des Stiftes Göttweig ein und brachte dem Stift einige ihrer Besitztümer mit, unter anderem den von ihr bewohnten Herrschaftssitz. Dieser ist seither ein Amts- und Meierhof des Stiftes Göttweig und diente den Göttweiger Pflegern, welche Mühldorf, Niederranna und Kottes (Purk) zu betreuen hatten, als Wohnung.
Wiederholte Geldnöte des Stiftes infolge der langanhaltenden kriegerischen Verhältnisse im 15. Jahrhundert zwangen die Stiftsvorsteher häufig zu Verpfändungen oder Verpachtungen des Hofes. Um 1497 brannte das Gebäude ab - seither ist für ihn der Name "Brandhof" gebräuchlich. 
Der Göttweiger Abt Matthias Schattner (1489 – 1507) besorgte 1501 seinen Wiederaufbau, doch litt das Gebäude in der Folgezeit schwer an den Wirren der Reformationszeit und vor allem am 30jährigen Krieg (1618 Plünderung durch böhmische Soldaten). Bis um 1700 erfolgte die Verwaltung des Brandhofes durch Pächter oder Gläubiger des Stiftes, danach besetzte Göttweig den Brandhof wieder mit eigenen Stiftsherren.
Der große Umbau in ein barockes Jagdschloß erfolgte 1728 bis 1731 unter Abt Gottfried Bessel, aller Wahrscheinlichkeit nach durch Johann Lucas von Hildebrandt, den Abt Bessel durch die Familie Schönborn kennengelernt hatte und der seit 1719 im Dienste Göttweigs neben der umfangreichen Planungsarbeit für den Neubau des Stiftes auch die Baudirektion führte und in dieser Funktion bei anderen Bauvorhaben des Stiftes mitwirkte.

Die Auflösung der Grundherrschaften in Österreich 1848 machte auch der Gutsverwaltung Brandhof ein Ende. Das Gebäude verlor seine Funktion. Zu Beginn unseres Jahrhunderts etablierte hier der Arzt Dr. Hacker eine Kaltwasserheilanstalt. Sie wurde 1921 wieder aufgegeben, worauf das Stift Göttweig das desolat gewordene Schloß verkaufte. Ein Architektenteam erwarb das Bauwerk, um aus seinem Abbruchmaterial mehrere Einfamilienhäuser zu errichten. Tatsächlich wurden nun der Prunksaaltrakt und der rechte Seitentrakt demoliert, es kam aber nur zum Bau eines einzigen neuen Hauses (derzeit Kaltenecker).
1933 erwarb Laurent Deléglise (verstorben 1961) die Ruine, sicherte sie vor weiterem Verfall und baute den rechten Seitentrakt wieder auf.
Die Wiederherstellung des Schlosses ist dem Wiener Antiquitätenhändler Friedrich Deutsch zu verdanken, der die Anlage 1975 kaufte und restaurierte. In seiner jetzigen Form ist die Schloßanlage, obwohl nach der Restaurierung wieder zu neuem Glanz gekommen, ein Torso: Von den ehemals 4 allseitig gleich hohen Trakten um einen schmalen, querrechteckigen Innenhof steht heute nur mehr die 8achsige Süd-Front mit dem anschließenden Ost-Trakt, welcher durch einen schmalen Weg von dem steilen Abhang des Grabens getrennt ist. Die derzeitige Fassadenfärbelung ist grün-weiß, das Erdgeschoß ist an den Außenfronten genutet; durch ein Gurtgesims werden hier Haupt- und oberes Mezzaningeschoß vom Sockel abgehoben. Vertikale Putzbänder verbinden die beiden oberen Geschosse, die Hauptgeschoßfenster werden durch aufgesetzte Putzverzierungen betont. Die Rekonstruktion der alten, wahrscheinlich von Hildebrandt gebauten Anlage erlauben eine alte Photographie, ein Gemälde von J. S. Hötzendorfer aus 1733 im Altmannsaal in Göttweig und Planunterlagen im Göttweiger Stiftsarchiv. Von 1726 stammt ein Grundriß des Erdgeschosses: Diese 1. barocke Planung, ein unregelmäßiges U-förmiges Gebäude mit der Hauptfront mit 2 vorspringenden rechteckigen Türmen gegen Süden, berücksichtigte noch sehr den Altbestand, der in den Baukörpern kaum verändert wurde. 1728 setzte dann eine neue Bauperiode mit einer weitaus großzügigeren Lösung ein: Nur der alte, bereits 1726 adaptierte Ost-Trakt und Teile der Hauptmauern der anderen Gebäude wurden weitgehend unverändert beibehalten. Der westliche Trakt, die neue Hauptfront, erhielt einen 3achsigen, vorspringenden Mittelpavillon mit arkadierter Vestibülzone im Erdgeschoß und separater Dachausbildung, typisch für die Formenwelt Hildebrandts, wie auch das gebroche Mansardendach oder die Wandbehandlung mit durchgehender Nutung des Erdgeschosses und übergreifendem Rahmen im Obergeschoß. Der ovale Kapellenraum mit Stuck und Marmorverkleidung im Nordtrakt ist ebensowenig erhalten wie das Stiegenhaus mit pilastergerahmten Nischen (ähnlich im Göttweiger Stiegenhaus) und der Festsaal mit einer stuckierten Flachdecke und gemalten Türrahmungen, mit denen im Altmannsaal in Göttweig vergleichbar. Kenntnis von dieser ehemaligen Innenausstattung gibt uns die Österreichische Kunsttopographie. Von einer Gartenanlage umgeben, bildete das barocke Schloß zusammen mit der barockisierten Kirche – ein gotischer Karner und Teile der Friedhofsmauer mußten dem barocken Schloßumbau weichen – einen malerischen, weithin sichtbaren Komplex.