Ehemaliger Graphitbergbau

GRAPHIT  

Es findet sich kaum ein zweites Mineral, das seinem stofflichen Wesen nach solange verkannt worden wäre, wie der Grafit. Jahrtausendelang wurde Grafit für Töpferwaren, Schreibstifte, Schmelztiegel, Farberde, für kosmetische Zwecke, usw. verarbeitet, ohne dass man seine Natur als Element entdeckte.
Bis ins 18. Jahrhundert unterschied man noch nicht Grafit von Blei.

DER MÜHLDORFER GRAFITBERGBAU  

Werkstatt Stollenarbeit

 

 

 

 

 

 


Der Grafitbergbau in Mühldorf war einer der ältesten Bergbaubetriebe dieser Art in unserem Land. Das Grafitvorkommen von Mühldorf ist seit undenklichen Zeiten bekannt, da der Grafit hier vielfach zutage tritt und durch die Färbung des Ackerbodens eine allbekannte Erscheinung ist. Das Grafitvorkommen, auf welchem der Bergbau basiert, gehört den Schiefergneisen an, welche sich an der Donau beginnend, durch das ganze Waldviertel und weiter bis Nordmähren erstrecken. Bergbau wurde  nachweisbar von 1832 bis 1968 betrieben.
Bergbau wurde in Mühldorf in Unterranna, Ranna, Ötz und Amstall betrieben, der bedeutendste Stollen befand sich in der Wegscheid. Der gewonnene Grafit wurde zur Erzeugung von Geschirr, Schmelztiegeln, Ofenschwärze und später in der Eisenindustrie verwendet.

Grafitgewinnung  

Die Grafitgewinnung erfolgte ausschließlich im Bergbau. Der Grafitbergbau brachte keinen Naturgrafit zum Vorschein, sondern nur gestampfte Grafite. In den Jahren 1912 bis 1916 wurde die erste genaue Grubenkarte in der Wegscheid vermessen und aufgetragen.
Im Jahre 1870 wurde mit dem Bau einer neuen Aufbereitungsanlage begonnen. Betriebsstandorte waren Mühldorf Nr. 1 und 2, später auch Nr. 4. Zum Antrieb der Pochwerke wurde das Wasserrad der ehemaligen Mühle benutzt.

Lagerstätten  Lagerstätte Richardstollen

Lagerstätten waren der Antoni- und Adolfstollen, das Trenninglager und der Richardstollen. Die Lagerstätten wurden in den ersten 15 Jahren ihrer Inbetriebnahme vollkommen aufgeschlossen und zum Abbau vorbereitet. Erst dann wurde mit dem Abbau begonnen.
Die Gewinnung des Rohgrafites erfolgte durch Sprengarbeiten, maschinelle Bohrung mittels Bohrhämmer und Spiralbohrern.

Werdegang  

Der Betrieb in Mühldorf wechselte oftmals die Besitzer, wurde stillgelegt und wieder aufgenommen, wurde Österr. mähr. Grafitgewerkschaft, gelangte in den Besitz der Mühldorfer Grafit Bergbau GmbH, später in den Besitz der Bergbau- und Mineralgesellschaft in Wien und wurde schlussendlich in die Mühldorfer Grafit - Bergbau AG umgewandelt. 

DIE ERZEUGUNG VON RAFFINADEGRAFIT  

Als die Weichgrafite zur Gänze abgebaut waren und da die anstehenden Rohgrafite aller bekannten und in Besitz der Firma befindlichen Lagerstätten hart waren, war die Raffinierung dieser Grafite die Voraussetzung für ihre Verwendbarkeit. 

Aufbereitung des Grafites  

Die Aufbereitung des Grafites begann bereits bei der Gewinnung in der Grube. Der in der Grube durch Sprengarbeit gewonnene Rohgrafit, der trotz erfolgter Zerkleinerung noch immer zu groß war und außerdem ein sehr hartes Material darstellte, musste noch mehrmals zerkleinert werden, bevor er weiter bearbeitet werden konnte. Nach erfolgter Zerkleinerung gelangten die Grafitteilchen in einen Sandabscheider und von dort durchflossen sie vier hintereinander geschaltete Absetzbecken. Der Schlamm wurde durch Filterpressen entwässert, der weitere Wasserentzug erfolgte durch abdampfen, durch natürliche oder künstliche Trocknung.
Der getrocknete Grafit wurde verpackt und versandt. Bis zum Jahre 1945 geschah diese in Weichholzfässern, ab 1946 erfolgte die Verpackung in vierfachen Natronpapiersäcken. 

Absetzbecken

Grafitfässer  

Verwendung  

Der Mühldorfer Raffinadegrafit diente als Gießereigrafit für Eisen-, Stahl-, Kokillen- und Rohrguss, für die Farbindustrie, zur Herstellung von Deckanstrichen gegen Rost und Hitze, für die Dachpappe- und Glasindustrie, zur Schmierung von Schienen und Weichen, zur Herstellung von Gleitmitteln, usw. 
Der Mühldorfer Raffinadegrafit war weich, zerfiel im Wasser rasch zu glattem Schlamm, war kornfein, rein und homogen, daher von größter Sparsamkeit in der Verwendung, ausgiebig und ökonomisch.

Absatzmöglichkeiten  

Da kaum 15 % des Grafites im Inland verarbeitet wurden, war der Vertrieb im Ausland sehr wichtig. Hauptabnehmer war die deutsche Eisenindustrie, vor dem Jahre 1938 Rumänien und Ungarn.
Die Erzeugung an Raffinaden erfolgte hauptsächlich in den Sommermonaten. Die ständig wechselnden Absatzmöglichenkeiten und später die politischen Spannungen zwischen Österreich und dem Deutschen Reich waren dafür verantwortlich, dass die Erzeugungsmenge und der Belegschaftsstand von Jahr zu Jahr unterschiedlich waren.

Auflösung des Betriebes  

Die ständig steigenden Betriebskosten und die immer schwieriger gewordene Gewinnung, aber auch die Qualitätsverschlechterung des Fördergutes und die Unmöglichkeit, die Verkaufspreise diesen Umständen anzupassen, verursachten in den letzten Betriebsjahren derartige Verluste, dass die Betriebseinstellung nicht zu vermeiden war.